Justice - Justiz - Giustizia

Zwischen Wahrheit und Lüge

Aussagepsychologie als Hilfe bei der Wahrheitsfindung

  • Autoren/Autorinnen: Sonja Baumer / Daphna Tavor / Revital Ludewig
  • Zitiervorschlag: Sonja Baumer / Daphna Tavor / Revital Ludewig, Zwischen Wahrheit und Lüge, in: «Justice - Justiz - Giustizia» 2012/2
Die Prüfung der Glaubhaftigkeit gehört zu der Kerntätigkeit von Richtern. Steht «Aussage gegen Aussage», stellt dies eine Herausforderung für Juristen dar, für deren Bewerkstelligung sie spezifisches und solides aussagepsychologisches Wissen benötigen. Der vorliegende Artikel soll tätigen Juristen – insbesondere Richtern – konkrete und zentrale Hinweise für die Beurteilung der Glaubhaftigkeit bieten und den Nutzen der Aussagepsychologie in ihrer praktischen Arbeit aufzeigen. Im Rahmen des Beitrags wird ein Überblick über wissenschaftliche Methoden gegeben, die bei der Unterscheidung zwischen Wahrheit und Lüge seriös helfen können und dabei auch die Frage beantwortet, ob die Körpersprache dabei helfen kann, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Weiterhin wird das Vorgehen bei der Inhaltsanalyse beschrieben und mit Beispielen illustriert. Zuletzt wird auf die Frage eingegangen, wie überprüft werden kann, ob eine Aussage durch Suggestion beeinflusst wurde und wie durch geeignete Fragetechniken suggestive Einflüsse vermieden werden können.

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Einleitung
  • 1.1. Glaubhaftigkeitsbeurteilung: Aufgabe von Richtern und Sachverständigen
  • 1.2. Wissenschaftliche Methoden der Aussagepsychologie vs. unzulässiges, selektives Vorgehen
  • 1.3. ist es nicht immer leicht, Lügen zu erkennen?
  • 1.4. «Die Lüge – das Salz des Lebens»: Lüge im Alltag 
  • 1.5. Glaubhaftigkeit der Aussage – nicht der Person
  • 2. Aussagegenauigkeit – Irrtümer
  • 2.1. Aufnahme – Einflüsse in der Wahrnehmungssituation
  • 2.2. Einflüsse in der Speicherungsphase – Erinnern und Vergessen
  • 2.3. Abruf – Einflüsse bei der Befragung
  • 2.4. Die Überzeugung eines Zeugen – ein Indiz für die Richtigkeit der Aussage?
  • 3. Glaubhaftigkeit – Psychologische Ansätze zur Entdeckung von bewusster Täuschung
  • 3.1. Verhaltensorientierter vs. inhaltsorientierter Ansatz
  • 3.2. Körpersprache – Gibt es Lügenmerkmale?
  • 3.2.1. Widersprüchliche Erklärungsansätze für nonverbale «Lügensymptome»
  • 3.2.2. Ein Symptom – viele mögliche Ursachen
  • 3.2.3. Korreliert Weinen mit der Wahrheit?
  • 3.2.4. Wann achtet man mehr auf Körpersprache, wann mehr auf Inhalte?
  • 3.3. Der inhaltsanalytische Ansatz: Qualität der Aussage
  • 3.3.1. Die (einfache) Aufgabe des Wahraussagenden
  • 3.3.2. Die schwierigere Aufgabe des Täuschenden
  • 3.3.3. Die Auswirkungen auf die Qualität von Aussagen
  • 3.4. Die Realkennzeichen
  • 3.4.1. Nicht motivationsbezogene Merkmale
  • 3.4.2. Motivationsbezogene Merkmale
  • 3.4.3. Voraussetzungen für die Inhaltsanalyse anhand der Realkennzeichen
  • 3.4.4. Fallanalysen
  • 3.4.5. Realkennzeichen – keine Checklistendiagnostik
  • 3.5. Der Strukturvergleich
  • 3.6. Die Konstanzanalyse
  • 3.6.1. Fallanalyse
  • 3.6.2. Ergebnis der Inhaltsanalyse – Einschätzung der Glaubhaftigkeit
  • 4. Suggestion: Entstehung und Aufdeckung
  • 4.1. Falschinformationseffekte
  • 4.2. Pseudoerinnerungen
  • 4.2.1. Der Suggestionsprozess
  • 4.2.2. Wie lassen sich suggestive Einflüsse erkennen?
  • 4.3. Analyse der Aussageentstehung und Aussageentwicklung
  • 4.4. Fragen und ihre suggestive Wirkung
  • 5. Implikationen für die Praxis