Justice - Justiz - Giustizia

Rezension: Matthias Kradolfer, Justitias «Emancipation»

Zur Unabhängigkeit der Justiz in der schweizerischen Eidgenossenschaft 1798-1848. Unter besonderer Berücksichtigung der Justizgeschichte des Kantons St. Gallen

  • Autor/Autorin: Stephan Gass
  • Zitiervorschlag: Stephan Gass, Rezension: Matthias Kradolfer, Justitias «Emancipation», in: «Justice - Justiz - Giustizia» 2012/1
Richterliche Unabhängigkeit ist ein grundlegendes Element des modernen Verfassungsrechts. Im Rahmen der staatlichen Entwicklung leiten sich normative Grundsätze in aller Regel aus gesellschaftlichen Auseinandersetzungen her. Staatliche Justiz, als ein Gesellschaftssystem, erlangte einen besonderen Umfang von Zuständigkeiten innerhalb einer Gesellschaft, in dem Moment, als Richter zu Experten des Rechts wurden und diese sich auf rechtliche Aspekte sozialer Konflikte fokussierten. Max Weber bezeichnete diese Transformation als «Rationalisierung des Rechts» und als «Formalisierung der Bürokratie». Die vorliegende Studie von Matthias Kradolfer, einer Dissertation an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität St. Gallen, analysiert diesen historischen Prozess in der Schweiz. Die Studie zeigt auf, wie sich die Justiz seit dem Zusammenbruch des Ancien Régime in der Eidgenossenschaft zu einem formal – rationalen Rechtswesen in Sinne Max Webers entwickelte. Die Untersuchung umfasst den Zeitraum vom Untergang der alten Eidgenossenschaft (1798) bis zur Schaffung des modernen Bundesstaats (1848).