Justice - Justiz - Giustizia

Bestätigungsfehler – oder wir hören nur, was wir hören wollen

  • Autor/Autorin: Mark Schweizer
  • Zitiervorschlag: Mark Schweizer, Bestätigungsfehler – oder wir hören nur, was wir hören wollen, in: «Justice - Justiz - Giustizia» 2007/3
Der Bestätigungsfehler – oder Bestätigungstendenz – ist die Neigung, eine vorgefasste Meinung beizubehalten und eine korrespondierende Abneigung, sie zugunsten einer neuen Überzeugung aufzugeben. Eine Hypothese kann vorschnell bestätigt werden, wenn man von vorneherein nur nach bestätigenden Informationen sucht, wenn man ambivalente Informationen, die sowohl für wie gegen die Hypothese sprechen können, konsequent als bestätigend auffasst, oder schliesslich, wenn man zwar bestätigende wie nichtbestätigende Indizien beachtet, die nichtbestätigendenen Indizien aber ungenügend gewichtet. Der Artikel stellt die psychologische Forschung zu Bestätigungstendenzen kurz dar und erläutert, wie sie sich im richterlichen Alltag auswirken können. Erwähnt wird auch, wie man Bestätigungsfehler vermeiden kann.

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Einleitung
  • 2. Bestätigende Informationen werden bevorzugt gesucht
  • 3. Ambivalente Informationen werden als Bestätigung interpretiert
  • 4. Bestätigende Informationen werden stärker gewichtet als widersprechende Informationen
  • 5. Folgen der Bestätigungstendenzen
  • 5.1. Festhalten an einer diskreditierten Hypothese (belief perseverance)
  • 5.2. Einfluss der Reihenfolge der Beweismittel (primacy effect)
  • 5.3. Zu grosse Sicherheit im Urteil (overconfidence)
  • 6. Was kann man gegen Bestätigungstendenzen unternehmen?
  • 6.1. Kontrafaktisches Denken (counterfactual reasoning)
  • 6.2. Alternative Erklärungen generieren und testen