Justice - Justiz - Giustizia

Präjudizien

  • Auteur-e: Niccolò Raselli
  • Catégories d'articles: Science
  • DOI: 10.38023/dd5f4110-98e7-4a02-9be7-00479ae0149c
  • Proposition de citation: Niccolò Raselli, Präjudizien, in : «Justice - Justiz - Giustizia» 2020/1
Obwohl im kontinentalen Rechtskreis das Gesetzesrecht massgebend ist, kommt auch dieses System nicht ohne Präjudizien aus. Das ZGB liefert dafür methodologische Anweisungen. Präjudizien sind zwar nicht streng verbindlich, aber auch nicht unbeachtlich. Die Formulierung von Präjudizien ist nicht weniger anspruchsvoll als der Erlass von Gesetzen. Die Abkehr von einem Präjudiz (Praxisänderung) erfordert eine besonders sorgfältige Begründung. Seit der Veröffentlichung sämtlicher Entscheidungen des Bundesgerichtes ist unklar, ob nebst in der amtlichen Sammlung veröffentlichten Entscheidungen weitere Präjudizien bestehen.

Inhaltsverzeichnis

  • I. Das Präjudiz in der Kasuistik und im Gesetzesrecht
  • 1. Kasuistik
  • 2. Gesetzesrecht
  • II. Das Präjudiz als Rechtsquelle
  • 1. Art. 1 ZGB als Ausgangspunkt
  • 2. Fallgruppen
  • 2.1. Normen auslegende Präjudizien
  • 2.2. Lücken «praeter legem» füllende Präjudizien
  • 2.3. Lücken «intra legem» füllende Präjudizien
  • 2.4. Interessen abwägende Präjudizien
  • 3. Methodologische Anweisungen
  • 3.1. Die Optik des Gesetzgebers
  • 3.2. Die bewährte Überlieferung
  • 4. Präjudiz als selbständige, bedingte Rechtsquelle oder blosse Auslegungshilfe?
  • III. Tragweite von Präjudizien
  • 1. Welche Urteilselemente bilden das Präjudiz?
  • 2. Beispiel eines unklaren Präjudizes
  • IV. Bindungswirkung von Präjudizien
  • 1. Keine absolute Bindung
  • 2. Faktische Bindung
  • V. Gesetzgeber und Präjudizien
  • 1. Gesetzgeberische Verfügungskompetenz über Präjudizien
  • 2. Der Gesetzgeber versucht, Präjudizien zu steuern
  • 3. Der Gesetzgeber reagiert auf die Praxisänderung
  • VI. Abkehr vom Präjudiz oder Praxisänderung
  • 1. Praxisänderung bei gesetzesauslegenden Präjudizien
  • 2. Praxisänderung bei lückenfüllenden Präjudizien
  • 3. Begründungsbedürftigkeit von Praxisänderungen
  • 4. Das Problem der Übergangsregelung bei Praxisänderungen
  • 5. Änderung einer abteilungsfremden Praxis am Bundesgericht
  • 6. Fallgruppen
  • 6.1. Lange dauernde Rechtsanwendung contra Praxisänderung?
  • 6.2. Rechtssicherheit contra Gerechtigkeit
  • 6.3. Treu und Glauben contra Anwendung einer Praxisänderung
  • 6.4. Nicht deklarierte Praxisänderung
  • 6.5. Schleichende Praxisänderung
  • 6.6. «Obiter dictum» als Ankündigung einer möglichen Praxisänderung
  • 6.7. Praxisänderung als Folge einer Verurteilung durch den EGMR
  • 7. Änderung politischer Machtverhältnisse als Grund zur Abkehr vom Präjudiz?
  • VII. Präjudizienkult
  • 1. Veröffentlichungspraxis des Bundesgerichtes
  • 2. Problematische Zitierpraxis des Bundesgerichtes
  • 3. Präjudizienkaskaden
  • 4. Selektive Wahrnehmung der Präjudizien
  • VIII. Schluss