Justice - Justiz - Giustizia

Die Neurobiologie der Urteilsbildung

Oder: Was hat das Frühstück mit richterlichen Entscheidungen zu tun?

  • Auteur-e: Tobias Kalenscher
  • Catégories d'articles: Science
  • Proposition de citation: Tobias Kalenscher, Die Neurobiologie der Urteilsbildung, in : «Justice - Justiz - Giustizia» 2018/3
Basieren Entscheidungen im Gerichtssaal ausschließlich auf einer sachlichen Analyse der juristischen Fakten, oder gibt es exogene, fallfremde Faktoren, die auch eine Rolle bei juristischen Urteilen spielen? Anhand mehrerer Beispiele wird erläutert, wie die Realität der Urteilsfindung systematisch vom theoretischen Ideal abweicht und wie unser Urteilsvermögen von neurochemischen und neurologischen Prozessen abhängt, die wiederum durch Ernährung, kognitive Ermüdung und Stress beeinflusst werden. Am Schluss werden empirische Arbeiten zitiert, die nahelegen, dass auch juristische Entscheidungen nicht frei von diesen biologischen, exogenen Einflüssen sind.

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Wie treffen Richter Entscheidungen?
  • 2. Die theoretische Annahme des rationalen, kühl-kalkulierenden Eigennutzen-Maximierers
  • 3. Menschen sind weniger rational und egoistisch als ursprünglich angenommen
  • 3.1. Zwei Entscheidungssysteme
  • 3.2. Anker-Effekte
  • 3.3. Altruistisches Bestrafen
  • 3.4. Gegenwarts-Bias
  • 4. Neurobiologie der Urteilsbildung
  • 4.1. Unter Einfluss des Stresshormons Cortisol vertrauen wir verstärkt auf unser Bauchgefühl auf Kosten einer reflektierten Urteilsfähigkeit
  • 4.2. Erschöpfte Gehirne treffen weniger reflektierte, selbstkontrollierte Entscheidungen
  • 4.3. Welche Rolle spielt das Frühstück bei unseren Entscheidungen?
  • 5. Implikationen neurobiologischer Einsichten für die richterliche Urteilsbildung
  • 5.1. Ankereffekte im Gerichtssaal
  • 5.2. Die Rolle kognitiver Ermüdung und Ernährung bei richterlichen Urteilen
  • 6. Abschließender Kommentar
  • 7. Referenzen